Der Kindergarten strebt die Betreuung von Kindern im Alter von zwei Jahren bis zur Schulreife auf der Grundlage der Waldorfpädagogik an. Zugrunde liegt eine ganzheitliche Sicht des kindlichen Wesens in seiner Einheit von Körper, Seele und Geist, die durch die Erziehung im Sinne der Waldorfpädagogik in ihrem Zusammenwirken gestärkt und in Einklang gebracht werden sollen. Den Kindern soll ein geschützter Raum für eine möglichst umfassende Entwicklung dieser drei Bereiche gegeben werden, ihre Individualität gefördert und gleichzeitig ihre sozialen Fähigkeiten gestärkt werden. Das pädagogische Grundprinzip ist dabei das nachahmende Lernen anhand der vorbildgebenden Tätigkeit der Erziehenden.
Die Ausgestaltung und Stimmung des Kindergartens, sowie die Art der Ansprache und das Menschenbild der Erziehenden sollen den Kindern eine Umgebung schaffen, in der sie ihre Kräfte auf einen ganzheitlichen Reifungsprozess richten können. Die Kinder erleben ein Zusammenleben verschiedener Altersstufen, wie es auch in Familien besteht. Dadurch erleben sie soziales Lernen im fließenden Übergang. Der Kontakt der Kinder zueinander soll bei allen Altersstufen das Verständnis für ein rücksichtsvolles Miteinander von Jüngeren und Älteren, Mädchen und Jungen, Stärkeren und Schwächeren fördern.
Die Kleineren können vor allem im Spiel durch Nachahmung von den Größeren lernen. Die Größeren wiederum erfahren Vieles über die frühkindliche Entwicklung und den Umgang mit Kleinkindern. In dieser Vertrautheit der Altersstufen untereinander können die Kleinen selbstständig werden. Im freien Spiel mit anderen Kindern verschiedenen Alters und bei gemeinsamen Mahlzeiten hat das Kind die Möglichkeit, das eigene soziale Verhalten zu üben.
Die Kinder gehören zu festen Gruppen mit GruppenleiterIn und Zweitkraft. Mindestens die Gruppenleiter haben die Zusatzausbildung zum Waldorferzieher abgeschlossen. Der Tages-, Wochen- und Jahresablauf ist stark strukturiert.
Die Verlässlichkeit des äußeren Rahmens bietet den Kindern die Möglichkeit während der Freispielzeit ihren eigenen Interessen und Bedürfnissen nachgehen können, möglichst ohne Vorgabe durch die ErzieherInnen. Diese bilden durch ihre Anwesenheit und eine einfache Beschäftigung, der sie nachgehen – z.B. das Frühstück zubereiten – den verlässlichen Hintergrund und Anregung zur Nachahmung für das Spiel der Kinder.
Der immer wiederkehrende Rhythmus gliedert den Tag im notwendigen Wechsel von Aktivität und Ruhe, von Einzel- und Gruppenspiel, von Drinnen und Draußen.
Der Wechsel der Jahreszeiten und das Feiern der Jahresfeste werden in das gemeinsame Leben intensiv einbezogen und geben den größeren Zeiträumen Rhythmus und eigene Qualität.
So wie das Kind schon Laufen und Sprechen durch das Nachahmen der Erwachsenen gelernt hat, kann sich auch jetzt das nachahmende Lernen an der sinnvollen, vorbildgebenden Tätigkeit der Erwachsenen individuell entfalten. Die Erzieher sind immer tätig und schaffen durch ihre Arbeit eine spielfördernde Atmosphäre, denn das ist für das Kind, was die Arbeit für die Erwachsenen ist. Im Alltag mit den Kindern wiederholen sich bestimmte Abläufe und Rituale.